Donnerstag, 6. Juli 2017

Nur ein kurzer Gedanke...

Vor Kurzem musste ich ein prüfungsrelevantes Referat an der Uni halten. Entschieden habe ich mir für das Thema "Psychische Erkrankungen bei Studenten". Und neben all den Fakten und Zahlen habe ich auch über meine eigene Erkrankung gesprochen und darüber, wie es mir damit geht. 

Meine Dozentin meinte danach zu mir, wie unglaublich mutig das doch von mir gewesen sei. 

Aber...

Es sollte nicht mutig sein.

Es sollte völlig normal sein, dass wir darüber reden, so wie wir auch über ein gebrochenes Bein oder einen Herzinfarkt reden. 

Oder?

Wir reden über physische Probleme jeden Tag. "Mein Rücken tut so weh!", "Ich hab mir den Knöchel verstaucht" oder "Mein Miniskus bringt mich noch um!". Und jeder bekommt dafür ein "Oh nein, du Arme!" oder "Das ist so scheiße, so geht es mir auch ständig" zu hören. Und das ist okay. Ein schmerzender Rücken ist scheiße. Total. Damit lebe ich auch schon seit Jahren und es ist alles andere als angenehm. Genauso wenig wie ein verstauchter Knöchel, schmerzende Knie, ein gebrochenes Bein/Arm/Rippe oder Kopfschmerzen. Aber wieso können wir nicht genau so über psychische Probleme sprechen? Wieso fällt es uns so schwer zu sagen, dass wir uns schlecht fühlen? Dass die Depression mal wieder mit aller Macht zurück kommt? Dass wir Panikattacken und Angstzustände haben? Wieso ist das nicht genauso gesellschaftlich akzeptiert? Gebrochene Knochen bekommen Mitleid, eine gebrochene Seele, ein broken mind nur abschätzige Kommentare oder Ignoranz. 

Es sollte nicht mutig sein, über psychische Erkrankungen zu sprechen. Ich halte mich nicht für mutig, weil ich genau das tue - nicht nur im anonymisierten Internet, sondern auch in der realen Welt. Ich bin nicht mutig, ich bin einfach nur ehrlich. Ich habe durchaus auch einige Zeit gebraucht, um mir darüber klar zu werden. Und um mich zu trauen, es offen anzusprechen. Doch dann dachte ich mir: "Irgendwer muss ja damit anfangen, oder?". Und ab diesem Zeitpunkt habe ich offen über meine psychischen Erkrankungen gesprochen, mit Freunden, Familien, im Internet, mit Kommilitonen oder Fremden, die blöde Fragen stellten. Es geht hier um etwas, das ein großer Teil meines Lebens und meines Ichs ist. Es geht hier um mich und meine Gesundheit. Und darüber möchte ich offen sprechen können, egal ob es um Kopfschmerzen, Migräne oder Rückenschmerzen oder eben um Depressionen, Angststörungen oder Bipolare Störungen geht. Psychische Erkrankungen sind nichts, wofür man sich schämen muss. Im Gegenteil! Wir kämpfen jeden Tag und das können wir auch offen "zugeben". Wir können darüber sprechen und wir sollten dafür keine Probleme oder blöde Kommentare bekommen. 

Lasst uns endlich damit anfangen, psychische Erkrankungen als das anzusehen, was sie sind: Erkrankungen. Nichts Eingebildetes. Nichts nur für "schwache Weicheier". Es sind ebenso Krankheiten wie ein Herzinfarkt, Krebs oder ein Schlaganfall. Sie sind ebenso real wie Schwangerschaften, Autounfälle oder Abschlussprüfungen. Und sie sind ebenso ernst zu nehmen wie Multiple Sklerose, Lungenentzündungen oder Borreliose. 
Es ist vielleicht psychisch, es ist vielleicht "unsichtbar", aber das heißt nicht, dass es nicht dennoch real ist! 

Lasst uns endlich damit aufhören, all das zu verheimlichen. Lasst uns stattdessen damit anfangen, Menschen darüber aufzuklären und ihnen zu zeigen, was es heißt, krank zu sein. Damit sie es eines Tages hoffentlich verstehen und akzeptieren, als das was es ist: eine ganz normale Krankheit.  

Ich bin nicht mutig, aber ich will ehrlich sein. 

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